Neue Autorität und Präsenz durch Beziehung

Das Eisen schmieden, wenn es kalt ist

In Abwandlung des bekannten Sprichwortes empfiehlt Haim Omer im maßgeblich von ihm geprägten Haltungs- und Handlungsmodell Neue Autorität und Präsenz sowohl Eltern, als auch Lehrer_Innen, Psycholog_Innen und anderen Fachkräften sich nicht in eskalierende Konflikte hineinziehen zu lassen, nicht sofort auf Regelverletzungen u. ä. zu reagieren.  Insbesondere ist es nicht ratsam, unter einer emotionalen Belastung einen Entscheid zu fällen. Aufschub heißt nicht vergessen. Ein gutes Gedächtnis ist ein Zeichen von Präsenz.

In unserer Gesellschaft ist der Begriff der Autorität zunehmend ambivalent besetzt. Traditionelle Bilder von Autorität, die vormals als verlässliche Beziehungsentwürfe dienten und das menschliche Zusammenleben in Familie, Schule, Gemeinde und Gesellschaft prägten, haben ihre gesellschaftliche Akzeptanz und Gültigkeit weitestgehend verloren. Als Gegenentwurf entwickelte sich in einer zunehmend liberalen Gesellschaft die Vision des Laissez-faire-Prinzips. Doch auch diese Hoffnung auf eine Erziehungsbeziehung ohne Autorität scheiterte: Die eindrücklichen Befunde vielfältiger Studien belegen heute die schädlichen Folgen einer Erziehung ohne Grenzen auf die kindliche Entwicklung. Angestoßen durch die Erschütterung des traditionellen Autoritätsbegriffes, gefolgt vom Versagen permissiver Erziehungsvorstellungen, gewinnt verstärkt die Frage an Bedeutung, welche Möglichkeiten es gibt, das entstandene Vakuum auszufüllen.

 Eine Antwort darauf ist das von Haim Omer zusammen mit Arist von Schlippe entwickelte Konzept einer „Neuen Autorität“, welches sich deutlich von einem überlieferten Machtverständnis abgrenzt. Im Zentrum der pädagogischen Beziehung stehen hier Stärke statt Macht, Präsenz und Ankerfunktion statt Distanz und hilflose Nachgiebigkeit, Klarheit statt Orientierungslosigkeit, wachsame Sorge statt Gleichgültigkeit, Versöhnung statt Vergeltung, Transparenz und Kooperation statt unhinterfragter Hierarchien. Die Aktivierung wohlwollender Unterstützer_innen und die den gesamten Prozess begleitenden bedingungslosen Beziehungsgesten und Angebote der Wiedergutmachung werden dabei als zentral für das Wiederherstellen eines achtsamen Miteinanders gesehen.

In unserer Fortbildung stellen wir Ihnen Konzepte und Werkzeuge für die Stärkung von Eltern und allen in Beziehungs- und Erziehungsverantwortung professionell tätigen Personen vor, wie z. B. Psycholog_Innen, Sozialarbeiter_Innen, Pädagog_Innen, Berater_Innen, Therapeut_Innen, Lehrer_Innen, Ärzt_Innen, Leitungs- und Führungskräften.

Mögliche Themen und Inhalte des Seminars:

  • Grundlagen der Neuen Autorität und Interventionen des gewaltfreien Widerstands
  • Bedeutung von Präsenz und Ankerfunktion
  • Deeskalation von Gewalt- und Nachgiebigkeitsspiralen
  • Hilfereiche Methoden und Interventionen, z.B. Ankündigung, Sit-In, wachsame Sorge, Versöhnung und Wiedergutmachung
  • Soziale Unterstützungssysteme und Schaffung von Öffentlichkeit
  • Neue Autorität in der Kinder- und Jugendhilfe und in der Schule
  • Neue Autorität in der Leitung und Führung, Stärkung von Leitungspräsenz
  • Anwendungen, Fallbetrachtungen, Supervision

Methoden:

Die Fortbildung besteht aus lebendigem Vortrag mit Beispielen aus der Praxis, Filmausschnitten, Bildern, Power Point Unterstützung und Ihrer Beteiligung.

Dazu gehören ebenso die Arbeit im Forum, Rollenspiele und praktische Übungen wie Fallbesprechungen.
Es wird mit verschiedenen Medien, Flipchart und Powerpoint gearbeitet; den Teilnehmer_Innen wird ein Handout zur Verfügung gestellt.

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